Kissen findet man auf den unterschiedlichsten Abbildung des Mittelalters. Da unser Schwerpunkt auf der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts liegt, möchte ich hier keine Theorie darüber aufstellen wie lange bereits Kissen dieser Art verwendet worden. Fest steht aber, dass sich – nennen wir sie Zierkissen – aus hübschem Stoff mit zum Beispiel Quasten oder türkischen Knoten an den Ecken im 15. Jahrhundert großer Beliebtheit erfreuten. Wir sehen sie auf allen möglichen Abbildungen: als zum Beispiel Rückenpolster, auf Betten liegend, als Sitzkissen, als Fuß-Unterlage und bei vielen weiteren Verwendungsmöglichkeiten.
Lager & Equipment
Tisch & Stuhl
Tische, Bänke und Hocker mit ansteckbaren Beinen waren über viele Epochen hinweg sehr beliebt. Über die Zeit änderte sich die Form und Aufmachung ein wenig, jedoch blieb das Prinzip das Gleiche. Anhand vieler Bilder ist dies zu sehen, wie zum Beispiel aus den Nürnberger Hausbüchern.
Nicht zuletzt durch den Vorteil der leichten Transportierbarkeit, da komplett zerlegbar, haben auch wir uns dafür entschieden. Tisch und Stuhl wirken dennoch für das 15. Jahrhundert etwas altertümlich. Die Form der Sitzfläche unseres Hockers wurde bislang eher durch Funde bei den Wikingern belegt. Diese konnten wir bisher fürs 15. Jahrhundert so nicht finden, da wir nur Abbildungen aufstöberten, auf welchen bereits jemand sitzt. Somit ist die Form derzeit für uns noch nicht geklärt. Der Tisch ist noch recht roh zugehauen und besteht aus zwei Platten, welche mit einer Lücke nebeneinander angebracht sind, was auf den meisten Bildern des 15. Jahrhundert schon etwas weniger „rustikal“ wirkt. Aber auf Grund unserer doch recht unzureichenden Tischler-Künste und der Einschränkung des Transportraumes unseres Autos scheint uns dies durchaus eine annehmbare Alternative.
Grapen
Grapen gehörten zwischen dem 12. und 18. Jahrhundert in jede Küche. Aus Keramik und auch aus Bronze hergestellt, waren sie in allen Größen und für die verschiedensten Verwendungszwecke anzutreffen. Vom kleinen Kännchen, bis zum großen Kochkessel, mit oder ohne Deckel, mit Ausguß oder Tülle oder auch mit und ohne Henkel, war ihnen ihre kugelige Form auf drei Beinen meist gemein. Bronzegrappen waren teuer, dafür aber länger haltbar, dementgegen deren Pendant aus Keramik leichter und günstiger herzustellen war.
Die Keramikgrapen werden vor dem Kochen gut angefeuchtet und dann einige MInuten vorsichtig in der Nähe des Feuers angewärmt, bevor sie direkt in die Glut gestellt werden können. Dabei sollten diese niemals mit Flammen in Berührung kommen, Löffel oder ähnliches an ihnen abgeklopft werden oder plötzlichen Temperaturschwankungen ausgesetzt werden, zum Beispiel durch hinzufügen von kalter Flüssigkeit. Die Grapen eigenen sich vor allem für Suppen und Eintöpfe, sowie zum Aufwärmen bzw. Warmhalten von Speisen, da sie die Wärme gut verteilen.
Quellen & Links:
https://de.wikipedia.org/wiki/Grapen
http://historiavivens1300.at/realien/grapen.htm
http://www.landesmuseum-mecklenburg.de/exponate/museum-burg-stargard/grapen/index.html
Spanschachtel
Spanschachteln dienen der Aufbewahrung und waren bis ins 20. Jahrhundert hinein gebräuchlich. Sie dienten zum Beispiel als Handelsverpackung, der Aufbewahrung von Kleingegenstände und im 16./17. Jahrhundert im Süddeutschen Raum hübsch bemalt als Brautschachteln. Diese Tradition gelangte später auch in den Norddeutschen Raum. Ebenso fanden sie auch als Hutschachteln Verwendung.
Über die Jahrhunderte veränderte sich ihr Aussehen wie auch die Dekoration. Früher noch mit Gravuren geschmückt und hübschenHenkeln verziert, waren sie im Spätmittelalter meist schmucklos. Dennoch gibt es viele bemalte Exemplare, welche nicht dem täglichen Gebrauch dienten und wohl eher der Oberschicht gehörten.
So man den Abbildungen entnehmen kann, dienten die Schachteln, ähnlich wie unsere Plastikboxen oder Pappschachteln heute, in unterschiedlichsten Größen allerlei Verwendungsmöglichkeiten: Aufbewahrung von Nähutensilien, Schmuckschatullen, Aufbewahrung von Nahrungsmitteln und viele weitere Einsatzmöglichkeiten. Die Schachteln sind meist Oval und werden aus gespaltetem Weichholz gefertigt und „vernäht“ und mit Holzstiften verdübelt. Unsere Spanschachtel wurde in liebevoller Handarbeit von Hannes Hirsch gefertigt. Vielen Dank an dieser Stelle noch einmal, wir freuen uns sehr über diesen Zuwachs unserer Ausstattung.
Quellen & Links:
https://www.spanschachtelmacher.com/
https://de.wikipedia.org/wiki/Spanschachtel?wprov=sfsi1
https://de.pinterest.com/nemoresnubium/spanschachteln/
Schuhwerk
Wendeschuh / Wendegenähte Schuhe
Im Mittelalter erfreut sich der Wendeschuh großer Beliebtheit. Seine für Arbeitsschuhe weiterhin kurze Spitze, wurde mit dem Hoch- und vor allem Spätmittelalter immer länger und vor allem für höher gestellte Personen ein modisches Accessoire. Man munkelt, dass einige Schuhspitzen so lang waren, dass der Träger kaum noch darin laufen konnte ohne über die Spitze zu fallen. Im 16. Jahrhundert wurde der Wendeschuh dann zunehmend von modernen Rahmengenähten Schuh abgelöst. Wende-genähte Schuhe sind heute nur noch vereinzelt im Gebrauch, so zum Beispiel für Ballerinas als Spitzenschuhe.
Konstruktion
Der Wendeschuh wird gefertigt in dem die einzelnen Teile auf Links zusammengenäht werden. Anschließend wird der Schuh gewendet, also das Innere nach außen gekehrt, wodurch die Nähte nach Innen gewendet werden. Geschlossen werden die Schuhe je nach Ausführung und Zeit mit Knebeln, Schnallen oder auch Lederbändern. Für den Schuh wird weiches Leder wie Kalbs- oder Ziegenleder verwendet und für die Sohle dickes Rindsleder. Der Schuh ist angenehm weich und flexibel und sehr angenehm zu tragen. Jedoch ist der Schuh sehr Pflege intensiv und anfällig, vor allem bei steinigem, rauen Untergrund leiden die Schuhe sehr schnell. Auch macht ihnen nasses Wetter und Matsch zu schaffen. Hier ist es empfohlen Trippen zu tragen oder doch mal auf die evtl. nicht ganz authentischen Holzschuhe zurückzugreifen. (Letzteres ist natürlich nicht auf allen Veranstaltung möglich 🙂 )
Trippen
Trippen sind Holz-Unterschuhe welche unter die empfindlichen Wendeschuhe geschnallt werden, um diese zu schonen. Oder aber um durch den Matsch und Unrat auf den Straßen einer spätmittelalterlichen Stadt zu gelangen und sich dabei die Schuhe und den Rocksaum nicht ganz zu beschmutzen.
Vor allem im Winter wurden wurden Trippen teils auch innerhalb der Häuser getragen, um die Füße etwas von der Kälte der Böden abzuheben.
Trippen gehören zu den Verschleißgütern, da das Holz durch häufigen Gebrauch abschleift und reißt, nicht zuletzt aber auch durch das Anschlagen an der Spitze beim Anziehen. Viele unsere Wegbegleiter im Hobby berichten hin und wieder von zerbrochenen Spitzen oder gar ganzen Rissen in den Trippen. Diese entstehen durch das Anschlagen der Spitze, um mit dem Fuß richtig in die Trippe hineinzurutschen.
Quellen und Links:
http://www.stadtarchaeologie-lueneburg.de/mag/h-trippen.htm
https://de.wikipedia.org/wiki/Wendeschuh
http://www.der-wendeschuhmacher.de/der-wendeschuh/
https://www.historische-schuhe.de/W-wie-Wendeschuhe
https://de.wikipedia.org/wiki/Trippe
Lager & Equipment
Zeltheringe – Endlich sind sie da!
Die, von meinem Bruder liebevoll im Angesicht seines Schweißes selbst geschmiedeten Zeltheringe, sind endlich eingetroffen – nachdem sie NUR 3 Wochen mit Hermes unterwegs waren… dennoch eine gelungene Weihnachtsüberraschung!
Vielen Dank!!! 🙂
Waldenburger Steinzeug im Spätmittelalter
Steinzeug war im Spätmittelalter in Formgebung und Herstellung in den verschiedenen Töpfereizentren Mitteleuropas stark aneinander angelehnt. Die Formen, durch die damalige Mode und dem expandierenden Absatzmarkt bestimmt, weisen nur geringe regionale Besonderheiten auf. Nicht zuletzt auf Grund der spärlichen Informationen aus der Literatur und seltenen Grundlagenforschungen auf Materialbasis, können daher einige Funde immer noch nicht eindeutig zugeordnet werden , oder werden gar den bekannteren Töpfereizentren wie dem Siegburger zugeschrieben.
Waldenburger Keramik
Die beiden genannten Quellen und ihre Autoren schließen bezüglich Waldenburger Steinzeug diese Lücke. Es konnte eine signifikante Gruppe Waldenburger Steinzeugs des 14. – 16. Jhd. erschlossen werden, hinsichtlich Merkmalen in der Formgebung und Ton-Analyse. Ebenso konnte eine Verbindung zum Ton der Lagerstätte Frohnsdorf nahe Waldenburg hergestellt werden.
In Waldenburg, nahe Chemnitz gelegen, sind heute noch Töpfereien in der Altstadt in Betrieb. Die heutigen Werkstätten in Waldenburg bieten Steinzeug aus „ungemagertem“ Ton an, wie es bereits seit 1320 aus den scheibenfertigen Tonen der Lagerstätte Fronsdorf hergestellt wird. Über die Tongewinnung oder Aufbereitung im Mittelalter liegen uns für Waldenburg keine Informationen vor.
Heutige Werkstätten bieten ungemagertes Steinzeug an, dessen Scherben sehr homogen ist und keine gröberen Bestandteile aufweist. Diese Warenart wurde in Waldenburg wohl bereits um 1320/30 hergestellt. Für das 14. bis frühe 15. Jh. ist auch das „mittel gemagerte Steinzeug“ belegt. Etwa 30 % des Scherbens nimmt der Magerungsanteil aus Quarz, Quarzit und Feldspat mit Korngrößen von bis zu 1 mm ein. Aus dem späten 15. bis 17. Jh. sind Töpfe aus „grob gemagertem Steinzeug“ überliefert.
(Quelle:Waldenburger Steinzeug aus Spätmittelalter und früher Neuzeit – Dirk Scheidemantel)
Eine mögliche Abtrennung des Waldenburger Steinzeugs vom Siegburger, ist die Ausführung des Wellenfußes. Der Standfuß wurde bei Waldenburger Keramik ausladend geformt, mit Druckmulden versehen und der Boden weißt schlaufenförmige Abschneide Spuren auf.
Zu Beginn des 15 Jhdt. hielt eine weitere Neuerung Einzug. Wo bislang vereinzelt noch die Gefäße von der „Zwischenscheibe“ abgehoben wurde, setzt sich letztendlich das Abschneiden von der Töpferscheibe durch.
Verbreitung
Im ausgehenden 14. Jhdt expandierte Waldenburg zunehmend und etablierte sich im 15. Jhdt. neben weiteren Töpfereizentren zu einem wichtigen Steingutproduzenten, wobei der Handel anhand der bekannten Funde eher für einfache Gefäßformern belegt ist und anspruchsfollere Formen in der näheren Region gehandelt wurden. Wahrscheinlich durch die Co-Exsistenz mit reihnischen Erzeugern wie Siegburg und Langerweh, sind Funde in westlichen Regionen eher seltener anzutreffen.
Gefäßformen im Spätmittelalter (1. Hälfte 15. Jhdt.)
Die Mehrzahl der Funde für die von uns dargestellte Zeit (um 1430) sind simple Gebrauchskeramiken wie Krüge, Becher und Töpfe. Zu Beginn des 15. Jhdt. weichen Gefäße mit gefaltetem Körper, applikationsverziertes Steinzeug mit Dornrand zunehmend der Wellenfußkeramik. Weiterhin bestreiten gedrungene Steilwandkrügen, Jakobakannen und Trichterhalsbecher mit Wellenfüßen einen großen Teil der Produktionslinien. Ab dem 2. Viertel des 15 Jhdt. halten flächig einzelstempelverzierte Gefäße Einzug in das Repertoire – meist aber in Form von anspruchsvoller Keramik wie Pokalen.
In der zweiten Hälfte des 15. Jhdt. weichen bis dahin typische Gefäßformen wie die Jakobakanne, gefaltete Körper, rillenverzierte Bauchpartien usw. vollständig aus den Produktionslinien und machen einer vielfältigen neuen Formenpalette Platz.
Für die von uns dargestellte Zeit um 1430 sind darüber hinaus auch Beutelbecher, Vierpass-Gefäße und einiges mehr bekannt. Diese fanden in den mir vorliegenden Studien zur Waldenburger Keramik jedoch keine besondere namentliche Erwähnung, waren aber in Mitteleuropa durchaus verbreitet.
Fazit:
Auf Grund der Verbreitung des Waldenburger Steinzeugs in den für unsere Darstellung ausgewählten Regionen Hamburg und Nordsachsen, sowie die Blütezeit der Keramik zeitgleich unserer Darstellung, liegt eine Verwendung des Waldenburger Steinzeuges für uns auf der Hand. Unsere ersten Waldenburger Stücke sind auf dem Bild oben zu sehen.
Note: An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Quellen hier nur auszugsweise herangezogen wurden, um die nötige Information für unsere Darstellung des Jahres 1430 zusammenzutragen. Desweitern dient dieser Artikel keinem kommerziellen Zweck oder erhebt Anspruch akademischer Natur. Für all jene, welche sich tiefer mit der Materie auseinandersetzen mögen, stehen die unten genannten Quellenangaben zur Verfügung.