Am 25.Oktober 1798 schreibt Königin Luise einen Brief an die Königsberger Bersteindreher. Sie bedankt sich für einen Schmuck aus Bernstein, welcher ihr als Geschenk und Beweis der herzlichen und aufrichtigen Liebe der Zunftbrüder gegenüber ihrer Königen, anlässlich einer Huldigungsfeier in der Hauptstadt Preußens, übergeben worden war. Sie versichert den Bersteindrehern, dass dieses Geschenk sie mehr gerührt hat, als jedes andere und übersendet weitere 68 Medallions der Hudlingsfeier (groß und silbern), für alle in der Anlage genannten Meistern der Zunft eine.
Paternosterer
Die Lübeckischen Bernsteindreher

Bruder Leupolt – Paternosterer (Beispiel der Herstellung von Holz- oder Knochenperlen)
Bereits aus dem Altertum ist die Verarbeitung von Bernstein zu Schmuck sicher belegt und eben so sicher ist, dass man diesen Bernstein schon in sehr alten Zeiten aus dem baltischen Raum bekam. Weniger bekannt dagegen ist, dass sich vor allem Lübeck und Brügge durch die industrielle Verarbeitung dieses kostbaren Stoffs auszeichneten. Bernstein, verarbeitet oder in rohem Zustand, gehörte zu den Artikeln, welche die Hansekaufleute überall handeln wollten. So wird in den Privilegien, welche den deutschen Kaufleuten durch Herzog Johann von Lothringen, Brabant und Limburg im Jahre 1315 zugestanden wurden, auch der Bernstein unter den zollzahlenden Artikeln genannt. Auch in den, durch Albrecht, Herzog von Baiern und Grafen von Holland, für den Verkehr der Hansekaufleute getroffenen Verfügungen von 1389 ist gleichfalls der Bernstein als ein hoher Zoll tragender Artikel aufgeführt. Aber wenn auch alle Hanseaten mit diesem Rohstoff handelten, so entwickelt wie in Lübeck scheint die Industrie nirgends sonst an der Ostsee gewesen zu sein.
Die Geschichte der Paternostermacher zu Lübeck
In Lübeck verweist der Name Paternostermaker bereits seit den Jahren 1317-1355 auf die Bernsteindreher, deren Haupterzeugnisse die Paternoster (Gebetsketten) waren. Kurz darauf im Jahre 1360 wird die Zunft der Paternostermacher aus einer Ordnung des Rates bekannt, welche im 1365 vervollständigt wird. Im Interesse des Amtes (der Zunft) der Paternostermacher, wurde 1385 das Wandern der Gesellen durch den Rath unter Strafe gestellt. Dies sollte verhindern, dass das Gewerbe über die Stadtgrenzen der Hansestadt hinausgetragen wurde und sich anderenorts eine Bernsteindreher Gilde etablieren konnte. Hierzu trugen auch die Abnahmeverträge für den Rohstoff Bernstein mit dem Deutschen Orden bei. Nicht zuletzt daran lässt sich die hohe Stellung des Gewerbes für die Stadt Lübeck ableiten. 1397 gab es 39 Mitglieder der Zunft, man weiß zwar im Allgemeinen wenig darüber, wie viel Personen den Zünften durchschnittlich angehörten, zieht man aber in Betracht daß Lübeck um 1350 etwa 37.000 Einwohner zählte, so kann man vermuten, dass das Amt hauptsächlich für den Export produzierte. 1449 ersuchen die Bürgermeister von Lübeck den Hochmeister Conrad v. Erlichshausen dafür zu sorgen, dass kein unverarbeiteter Bernstein direkt von Preussen nach Venedig, sondern nur nach Lübeck und Brügge verkauft wird. Im Ausgehenden 14. Jahrhundert bis Anfang des 15. Jahrhundert ist dann meist nur noch die Rede von Bernstein als zu verarbeitendes Material der Perlendreher, was der starken Bernsteinverarbeitung in Lübeck geschuldet zu sein dürfte. Davor scheinen noch andere Materialien verarbeitet worden zu sein, wie zum Beispiel Achat, Korallen, Holz, Knochen, Horn und sogar Silber.
Für das 15. Jahrhundert ist anzunehmen, dass die Lübecker Bernstein-Industrie soweit entwickelt und konzentriert ist, dass anderen (norddeutschen) Städten kaum oder nur noch eine geringe Bedeutung für dieses Gewerbe zukommt. Mit dem ausgehenden Mittelalter verliert die Industrie jedoch wieder deutlich an Bedeutungen. Zum einen erwerben einige andere Städte das Recht der Bernsteinverarbeitung (1450 in Stolp, Kolberg, Danzig, 1640 in Königsberg) und die Nachfrage nach Paternostern geht auf Grund der Reformation allmählich zurück. Vorerst werden ausweichend Messerhefte, Schalen, Löffel und Perlen für Schmuckketten hergestellt. Im 17. Jahrhundert arbeiteten in Lübeck nur noch zwei Meister und ab 1842 gilt das Handwerk der Paternostermacher in Lübeck dann als ausgestorben.
Regelungen und Bestimmungen aus der Zunft
Paternoster/ Rosenkranz
Aus denen im frühen Mittelalter aufkommenden Wiederholungsgebeten des „Vater Unser“ (Paternoster) und später des „Ave Maria“, entwickelte sich das Rosenkranzgebet. Diese wurden hundertfünfzig mal in Zehnergruppen wiederholt und mit weiteren Geheimnissen und Psalmen erweitert. Begleitend dazu entwickelten sich sogenannte „Zählketten“ – spätere Paternoster oder Rosenkränze – um Anzahl und Reihenfolge der Gebete sicherzustellen. Eine erste Erwähnung einer entsprechenden „Zählkette“ findet man bei der angelsächsichen Adeligen Lady Godiva († um 1085).
Bis in die Renaissance veränderte sich sowohl das Rosenkranzgebet/ Paternoster wie auch die zugehörige Zählschnur viele Male. Im ausgehenden Hochmittelalter bette man üblicherweise fünf mal zehn „Ave Maria“ und jeder Zehnerblock wurde mit einem „Vater Unser“ begonnen und mit einem „Ehre sei dem Vater“ beendet. Die heute gebräuchlichste Form entstand im Advent 1409 durch den Trierer Kartäuser Dominikus von Preußen († 1460).
Die Zählkette oder Zählschnur, Ende des Hochmittelalters teils noch offene, schließt sich im Spätmittelalter zunehmend zu einer geschlossenen Kette. An dieser wurde noch eine kurze Kette mit drei weiteren Perlen angebracht, welche der Rosenkranzeröffnung dient. Die Enden waren üblicherweise mit Quasten oder Kreuzen versehen, es waren aber auch Bisamäpfel, Angus-Dei Kapseln oder weitere schmückende Gegenstände möglich.
Gefertigt waren die Rosenkränze meist aus Perlen der verschiedensten Materialien, je nach Größe des Geldbeutels der Besitzer. Vielleicht auch gerade deshalb und nicht zu letzt aus Gründen der Frömmigkeit, entwickelte sich der Rosenkranz zu einem nicht wegzudenkenden Accessoire und gehört m. E. zu jeder Mittelalter Gewandung.
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Rosenkranz
Mittelalter selbst erleben!: Kleidung, Spiel und Speisen – selbst gemacht und ausprobiert (Doris Fischer)