Steinzeug war im Spätmittelalter in Formgebung und Herstellung in den verschiedenen Töpfereizentren Mitteleuropas stark aneinander angelehnt. Die Formen, durch die damalige Mode und dem expandierenden Absatzmarkt bestimmt, weisen nur geringe regionale Besonderheiten auf. Nicht zuletzt auf Grund der spärlichen Informationen aus der Literatur und seltenen Grundlagenforschungen auf Materialbasis, können daher einige Funde immer noch nicht eindeutig zugeordnet werden , oder werden gar den bekannteren Töpfereizentren wie dem Siegburger zugeschrieben.
Waldenburger Keramik
Die beiden genannten Quellen und ihre Autoren schließen bezüglich Waldenburger Steinzeug diese Lücke. Es konnte eine signifikante Gruppe Waldenburger Steinzeugs des 14. – 16. Jhd. erschlossen werden, hinsichtlich Merkmalen in der Formgebung und Ton-Analyse. Ebenso konnte eine Verbindung zum Ton der Lagerstätte Frohnsdorf nahe Waldenburg hergestellt werden.
In Waldenburg, nahe Chemnitz gelegen, sind heute noch Töpfereien in der Altstadt in Betrieb. Die heutigen Werkstätten in Waldenburg bieten Steinzeug aus „ungemagertem“ Ton an, wie es bereits seit 1320 aus den scheibenfertigen Tonen der Lagerstätte Fronsdorf hergestellt wird. Über die Tongewinnung oder Aufbereitung im Mittelalter liegen uns für Waldenburg keine Informationen vor.
Heutige Werkstätten bieten ungemagertes Steinzeug an, dessen Scherben sehr homogen ist und keine gröberen Bestandteile aufweist. Diese Warenart wurde in Waldenburg wohl bereits um 1320/30 hergestellt. Für das 14. bis frühe 15. Jh. ist auch das „mittel gemagerte Steinzeug“ belegt. Etwa 30 % des Scherbens nimmt der Magerungsanteil aus Quarz, Quarzit und Feldspat mit Korngrößen von bis zu 1 mm ein. Aus dem späten 15. bis 17. Jh. sind Töpfe aus „grob gemagertem Steinzeug“ überliefert.
(Quelle:Waldenburger Steinzeug aus Spätmittelalter und früher Neuzeit – Dirk Scheidemantel)
Eine mögliche Abtrennung des Waldenburger Steinzeugs vom Siegburger, ist die Ausführung des Wellenfußes. Der Standfuß wurde bei Waldenburger Keramik ausladend geformt, mit Druckmulden versehen und der Boden weißt schlaufenförmige Abschneide Spuren auf.
Zu Beginn des 15 Jhdt. hielt eine weitere Neuerung Einzug. Wo bislang vereinzelt noch die Gefäße von der „Zwischenscheibe“ abgehoben wurde, setzt sich letztendlich das Abschneiden von der Töpferscheibe durch.
Verbreitung
Im ausgehenden 14. Jhdt expandierte Waldenburg zunehmend und etablierte sich im 15. Jhdt. neben weiteren Töpfereizentren zu einem wichtigen Steingutproduzenten, wobei der Handel anhand der bekannten Funde eher für einfache Gefäßformern belegt ist und anspruchsfollere Formen in der näheren Region gehandelt wurden. Wahrscheinlich durch die Co-Exsistenz mit reihnischen Erzeugern wie Siegburg und Langerweh, sind Funde in westlichen Regionen eher seltener anzutreffen.
Gefäßformen im Spätmittelalter (1. Hälfte 15. Jhdt.)
Die Mehrzahl der Funde für die von uns dargestellte Zeit (um 1430) sind simple Gebrauchskeramiken wie Krüge, Becher und Töpfe. Zu Beginn des 15. Jhdt. weichen Gefäße mit gefaltetem Körper, applikationsverziertes Steinzeug mit Dornrand zunehmend der Wellenfußkeramik. Weiterhin bestreiten gedrungene Steilwandkrügen, Jakobakannen und Trichterhalsbecher mit Wellenfüßen einen großen Teil der Produktionslinien. Ab dem 2. Viertel des 15 Jhdt. halten flächig einzelstempelverzierte Gefäße Einzug in das Repertoire – meist aber in Form von anspruchsvoller Keramik wie Pokalen.
In der zweiten Hälfte des 15. Jhdt. weichen bis dahin typische Gefäßformen wie die Jakobakanne, gefaltete Körper, rillenverzierte Bauchpartien usw. vollständig aus den Produktionslinien und machen einer vielfältigen neuen Formenpalette Platz.
Für die von uns dargestellte Zeit um 1430 sind darüber hinaus auch Beutelbecher, Vierpass-Gefäße und einiges mehr bekannt. Diese fanden in den mir vorliegenden Studien zur Waldenburger Keramik jedoch keine besondere namentliche Erwähnung, waren aber in Mitteleuropa durchaus verbreitet.
Fazit:
Auf Grund der Verbreitung des Waldenburger Steinzeugs in den für unsere Darstellung ausgewählten Regionen Hamburg und Nordsachsen, sowie die Blütezeit der Keramik zeitgleich unserer Darstellung, liegt eine Verwendung des Waldenburger Steinzeuges für uns auf der Hand. Unsere ersten Waldenburger Stücke sind auf dem Bild oben zu sehen.
Note: An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Quellen hier nur auszugsweise herangezogen wurden, um die nötige Information für unsere Darstellung des Jahres 1430 zusammenzutragen. Desweitern dient dieser Artikel keinem kommerziellen Zweck oder erhebt Anspruch akademischer Natur. Für all jene, welche sich tiefer mit der Materie auseinandersetzen mögen, stehen die unten genannten Quellenangaben zur Verfügung.