Wachstücher – Die Verpackung des Mittelalters

Im Mittelalter eigneten sich neben anderem auch Wachstücher dazu Lebensmittel zu verpacken. Die Vorteile der mit Bienenwachs getränkten Tücher liegen klar auf der Hand: die Herstellung ist einfach und die Handhabung sehr praktisch. So schmiegen sich die festen Tücher um den Inhalt und halten die Form. Ebenso wirkt Bienenwachs antiseptisch, wodurch Keime gemindert werden, was der Haltbarkeit von Lebensmitteln zuträglich ist.

In der heutigen Zeit erfreuen sich Wachstücher wieder steigender Beliebtheit, vor allem als Ersatz für Alu- bzw. Frischhaltefolien. Da die Tücher meistens aus natürlichen Materialien hergestellt werden, bieten sie eine praktische aber vor allem umweltschonende Alternative.

Herstellung von Wachstüchern

Wenn ihr Wachstücher herstellen wollt, benötigt ihr folgendes:

  • Bienenwachs
  • Leinentuch
  • Kleinen Topf
  • Schere
  • Sauberer Pinsel (z.B. Lebensmittelpinsel oder neu verpackter anderer Pinsel)
  • Etwas Öl (z.B. Mandelöl)
  • Backpapier
  • Bügeleisen
  • ggf. Küchenpapier

(* Für die Moderne Variante eigenen sich auch sehr gut Baumwollstoffe und andere Wachse, wie z.B. Carnaubawachs.)

Schmelzendes Bienenwachs mit etwas Mandelöl

Zuerst schneidet ihr euch Tücher in der gewünschten Größe zu. Danach erhitzt ihr in dem Topf auf kleiner Flamme das Wachs mit etwas Öl (Verhältnis ca. 9:1) solange bis das Wachs vollständig geschmolzen ist. Das Wachs sollte aber auf keinen Fall zu heiß werden oder gar kochen (Bienenwachs schmilzt schon bei ca. 60-65°). Während das Bienenwachs schmilzt könnt ihr euch schon eine freie Arbeitsfläche vorbereiten. Legt darauf eine Unterlage (Backpapier) aus und obendrauf das Tuch. Sorgt dafür, dass um das Tuch herum immer genügend freier Rand der Unterlage ist, klebt wenn notwendig auch mehrere Blätter zusammen. Sobald die Wachs-Öl-Mischung fertig ist, nehmt den Pinsel und streicht das Tuch sorgfältig ein. Dabei sollten über das Tuch verteilt überall Wachs in einer ähnlichen Menge vorhanden sein. Seid nicht zu großzügig, es sollte eben so viel Wachs aufgetragen werden, wie die Fasern aufnehmen können. Also am Anfang lieber etwas weniger als zu viel. In eine weiteren Arbeitsschritt kann man im Nachgang immer noch einmal etwas nachwachsen. Lasst das Tuch eine Weile ruhen, damit das Wachs erkalten kann.

Leinentuch mit Wachs

Im nächsten Arbeitsschritt, nehmt euch zwei Stücke Backpapier in ausreichender Größe, packt das Tuch dazwischen und bügelt vorsichtig darüber. Dabei schmilzt das Wachs erneut und verteilt sich gleichmäßig über das Tuch und zieht tief in die Fasern ein. Bitte seid vorsichtig, solltet ihr etwas zu viel Wachs aufgetragen haben, kann dies zwischen den beiden Papierblättern hervorgerückt werden und eure Haut, Kleidung oder Umgebung in Mitleidenschaft ziehen. Dem könnt ihr mit Papier-Küchentüchern entgegenwirken. Haltet einfach ein paar Blätter bereit und legt sie wenn notwendig unter das obere Backpapier direkt auf das Tuch und bügelt darüber. Damit wird der überflüssige Wachs vom Papiertuch aufgenommen und ihr könnt dies einfach und sauber entfernen.

Einbügeln des Wachses

Nach dem Einbügeln legt das Tuch wieder zur Seite und lasst es ruhen. Wenn es vollständig ausgekühlt ist, ist es fertig zur Verwendung.

Weiterhin ist es auch möglich aus diesen Tüchern Beutel zu nähen. Dazu verwendet hier am besten stabiles Leinengarn. Näht euren Beutel wie gewohnt und bügelt danach die Nähte noch einmal, dann werden auch die Nähte beinahe vollständig geschlossen. Fertig ist euer Frischhaltebeutel.

Noch einige Tipps:

Sollte das Tuch mal einige „Knicke“ aufweisen oder gar Wachs abgebröckelt sein, wiederholt einfach das Einbügeln. In den meisten Fällen sollte das Tuch danach wieder wie neu aussehen.